Lilienthal.
Nachhaltig, natürlich, fair - unter diesem Motto betreiben Viktoria und George Gellert seit gut drei Jahren ihren Online-Shop für Hundenahrung und -spielzeug. "Fairtails" haben sie ihr Geschäft genannt, das sie bisher ausschließlich übers Internet abgewickelt haben. Neuerdings bieten sie Futter, Snacks und Leckerlis auch stationär im eigenen Laden an. Die Verkaufsräume liegen unscheinbar in einem Geschäftshaus im Gewerbegebiet Moorhausen in der Straße Am Wolfsberg 7. Schaufenster gibt es dort nicht, nur ein kleines Schild draußen verrät, was sich im Souterrain verbirgt. Aber Laufkundschaft, die zufällig vorbeikommt, gehört ohnehin nicht zur Zielgruppe. Willkommen in der Nische, heißt es wohl eher beim Blick aufs Sortiment.
Der Trend zur fleischlosen Ernährung zeigt sich auch bei Hunden: Unter den 500 Produkten, die die Gellerts aktuell in ihrem Shop führen, finden sich Snacks und Futter, für die kein Tier sterben musste: Manche sind auf pflanzlicher Basis hergestellt, bei anderen finden sich Insekten wie Mehlwürmer oder schwarze Soldatenfliegen in der Rezeptur, die auf Farmen in Deutschland gezüchtet werden. Gekauft wird die Nahrung oft für Hunde, die kein klassisches Futter vertragen und allergisch reagieren. Andere greifen zu Insektensnacks, weil sie nicht so kalorienreich sind. Auch wenn es nur um Hunde geht: "dogmatisch" sind die Gellerts nicht: Hunde rein vegan zu ernähren, sei zwar möglich, doch um das zu tun, müssten sich Hundebesitzer zu 100 Prozent damit auskennen und ihre Vierbeiner auch regelmäßig vom Arzt kontrollieren lassen, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Manche Hunde kommen nicht daran vorbei, weil sie andere Nahrung nicht vertragen, weil ihre Nieren oder die Leber geschädigt seien.
Viktoria Gellert will dazu beitragen, dass Hunde gesund ernährt werden, vom klassischen fleischhaltigen Dosenfutter aus dem Discounter hält sie nicht viel. Sie achtet darauf, dass die Bestandteile nicht aus der Massentierhaltung stammen und auch Tiermehl ist bei ihr tabu. Wenn Fleisch in den Napf kommt, sollte es Bioqualität sein, findet sie. Und wenn Hunde etwas zum Kauen bekommen, hält sie zum Beispiel Ziegen- oder Wildfellstreifen für angebracht. "Sie sind für die Verdauung gut", meint Gellert.
Das Angebot für Hundenahrung ist bundesweit riesig, auch größere Hersteller setzen verstärkt darauf, den Markt für fleischlose und nachhaltige Produkte zu bedienen. Etwa 10,6 Millionen Hunde leben in Deutschland, ein großes Geschäftsfeld eben, auf dem sich viele tummeln. Wenn sich Viktoria Gellert auf Messen umschaut, ist sie vom Angebot regelmäßig fast erschlagen, wie sie sagt. Die 44-Jährige guckt sich um, wählt aus, was sie bei der Konkurrenz nicht findet. Offen zeigt sie sich dafür, das Sortiment nach Kundenwünschen stetig anzupassen.
Die Corona-Pandemie hat die Umsätze in dem Shop in die Höhe getrieben, auch weil sich viele Menschen in dieser Zeit einen Hund angeschafft haben oder intensiver mit Fragen der Gesundheit auseinandergesetzt haben. Nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine und der Energiekrise sei die Kundschaft spürbar zurückhaltender gewesen, die Leute hätten eben keine Spendierhosen an. Aktuell erhole sich die Lage etwas. Gellert versichert: Reich werden kann sie mit ihrer Geschäftsidee nicht. "Es wäre schon schön, wenn man davon einigermaßen leben könnte", berichtet sie. Den überwiegenden Teil ihrer Kundschaft erreicht sie über ihren eigenen Instagram-Kanal, wo sie zum Beispiel berichtet, wie es ihren beiden Hunden gerade geht oder wo sie auch etwas über die Ernährung erzählt. Jetzt kommt das Ladengeschäft dazu: Montags bis mittwochs ist der Shop von 15 bis 18 Uhr geöffnet, nach telefonischer Vereinbarung auch an anderen Tagen.